Europa

Rückkehr nach Wien – Muna Duzdar zu Frankreich vor der Wahl

Muna Duzdar hat eineinhalb Jahre lang in Paris gelebt und gearbeitet. In diesem sehr persönlichen Beitrag schreibt sie über die erbarmungslose Klassengesellschaft in Frankreich und ein politisches System, dessen Türen für die einfachen Menschen verschlossen sind. Und sie schreibt über ihre Rückkehr nach Wien, in ihr Zuhause, wo sie als Migrantenkind zur Schule ging, studierte, Anwältin wurde und in ihrer Partei immer einfach die Muna war.

Unsere Augen sind auf Frankreich gerichtet: Ein Wahlsieg des Front National, der rechtsextremen Partei, bei den Präsidentschaftswahlen am Sonntag hätte große Folgen für die Europäische Union. Denn mit Marine Le Pen, der Kandidatin des FN, hätte eines der fünf Gründungsländer der EU eine Präsidentin, die für den Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union wirbt.

Das Ergebnis des ersten Wahlgangs lässt nur noch zwei Optionen offen (von denen eine natürlich keine ist): den „sozialliberalen“ parteiunabhängigen Emmanuel Macron und die rechtsextreme Le Pen. In aktuellen Umfragen liegt Macron deutlich vor Le Pen und man kann hoffen, dass die rechtsextreme Kandidatin nicht siegt. Doch selbst wenn wieder einmal das Schlimmste verhindert werden kann, dürfen wir uns nicht darüber hinwegtäuschen: Der Front National verzeichnet seit vielen Jahren einen stetigen Aufstieg. Wenn ca. 7 Millionen Menschen in Frankreich eine rechtsextreme Partei wie den Front National wählen, dann sollte das mehr als nur ein Grund zur Sorge sein.

Was hat diesen konstanten Aufstieg einer rechtsextremen Partei ermöglicht?

Die französischen Sozialisten erleben einen historischen Tiefstand. Man kann die Ursache in ihrem Kandidaten Benoit Hamon sehen. Doch das verkennt die Tatsache, dass die Sozialisten als Regierungspartei aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage waren, die Folgen der Wirtschaftskrise für die Bevölkerung abzufedern. Die soziale Kluft in Frankreich hat sich nochmals vergrößert.

Um zu verstehen, was Le Pen so stark machen konnte und wo die tiefen Probleme der französischen Gesellschaft liegen, möchte ich aus meiner eigenen Zeit in Frankreich erzählen. Was ich dort erlebt habe, lässt mich ahnen, wie es so weit kommen konnte und was Frankreich braucht, um eine verzweifelte Stimme für Le Pen in eine hoffnungsvolle Stimme für fortschrittliche/linke Kandidaten zu verwandeln.

Was ich durch mein Leben in Frankreich verstehen gelernt habe

Zwischen März 2005 und September 2006 habe ich in Paris gelebt. Die Schwierigkeiten, denen ich damals begegnet bin, habe ich anfangs darauf zurückgeführt, dass ich neu dort war, die Sprache noch nicht gut beherrschte, kurz gesagt, noch eine Fremde in einem neuen Land war. Erst mit der Zeit dämmerte es mir und ich verstand: Viele dieser Schwierigkeiten waren Phänomene, mit denen der Großteil der Bevölkerung zu kämpfen hatte. Die sozialen Gegensätze und Konflikte waren enorm spürbar. Paris war für mich eine Stadt, in der neben schönen Bauten, Spannung in der Luft lag. Auf öffentlichen Gebäuden waren die Prinzipien der französischen Revolution affichiert. Liberté, fraternité und égalité war überall zu lesen, aber in meinem persönlichen Empfinden nahm ich Ungleichheit und Ungerechtigkeit wahr. Mein Vergleichsmaßstab waren natürlich mein Land und meine Stadt, in der ich immer gelebt hatte: Wien.

Wohnen ohne Mieterschutz

So habe ich eine kurze Zeit am Boulevard Raspail gewohnt, in einem Chambre de Bonne, einem sogenanntem Dienstbotenzimmer mit 9 Quadratmeter. Schon damals habe ich dafür 40 Euro pro Quadratmeter gezahlt. Dass diese Art von Kammern in Dachböden überhaupt noch existierten, hat mich verwundert. Auch in Wien gab es diese am Anfang des 19. Jahrhunderts in den bürgerlichen Wohnhäusern, aber sie gehören längst der Vergangenheit an.

Die Ungerechtigkeit empfand ich vor allem, als ich merkte, dass meine Vermieterin im selben Haus wohnte und in einer Wohnung mit 300 Quadratmetern residierte. Wie konnte die Verteilung des Wohnraumes so ungleich sein – in ein und demselben Haus. Ich hielt es dort nicht lange aus – nicht zuletzt wegen des Ungeziefers.

Nach mühevoller Suche fand ich eine Wohngelegenheit in einer HLM Wohnung, einer Gemeindewohnung, in Les Lilas. Ein alleinerziehender Vater mit einem Sohn hatte ein Zimmer in seiner Wohnung zu vermieten. Ich bezahlte meine Miete für das Zimmer und lebte mit fremden Menschen unter einem Dach. Es war auch für mich eine neue Erfahrung. Der Vater erzählte mir, dass er sich durch meine Miete nun endlich wieder Fleisch kaufen könne. Ich war schockiert, in meiner Vorstellung war doch Frankreich das Land des guten Essens. Aber meine Gastfamilie konnte sich oft nur Konservendosen leisten.

Ich habe auch die sogenannte Mittelschicht kennengelernt, insbesondere LehrerInnen. Die meisten wohnten außerhalb von Paris, weil sie sich das Wohnen in der Stadt nicht leisten konnten, und die, die in Paris lebten, wohnten für österreichische Verhältnisse in verdammt kleinen und wirklich schlechten Wohnungen.

Das Thema Wohnen hat mich in Paris sehr beschäftigt, hatte ich doch als Studentin in der Mietervereinigung gearbeitet und war gut mit dem österreichischen Mieterschutz vertraut. Ich wusste, dass unsere Mieten zu einem überwiegenden Teil reguliert sind und Mietobergrenzen bestehen. Als ich in Frankreich lebte, gab es eine kurze Diskussion, ob 4 Quadratmeter-Einheiten auch noch als Mietobjekt vermietet werden können. Das wurde zum Glück nie Realität, aber allein die Diskussion zeigt, wie schlimm es auf dem französischen Wohnungsmarkt aussieht.

Ich bin jedenfalls in 1 1/2 Jahren fünf Mal umgezogen, auf der Suche nach einer besseren Wohnsituation.

Prekäre Arbeitsverhältnisse

Das gleiche galt auch im Bereich der Arbeit. In Frankreich kam es mir wie ein Privileg vor, einen typischen Vollzeitjob zu haben. Man wird darum fast schon gierig beneidet. Denn um einen richtigen Job zu ergattern, muss man als junger Mensch in Frankreich viele Jahre prekär leben: Ein Praktikum folgt dem nächsten, um erstmal den Lebenslauf zu füllen. Das galt schon damals, noch vor dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise. Wie sich die Situation im Zuge der Krise noch weiter verschärft hat, ist für mich kaum vorstellbar.

Als ich 2005 als Fremdsprachen-Assistentin für Deutsch ein ganzes Jahr in den Schulen in den Vororten, den Banlieues, zu unterrichten begann, brannten dort die Autos. Es kam zu Aufständen derer, die der konservative französische Präsident Nicolas Sarkozy abfällig „racaille“ (Gesindel) nannte. Ich sah diese Vororte und war erschüttert darüber, wie wenig soziale Infrastruktur es dort gab.

Eine Schule, umgeben von hässlichen Bauten, das wars. Mehr gab es dort nicht. Die Pariser Innenstadt mit ihren wunderschönen Prachtstraßen ist von dort unendlich weit entfernt. Die SchülerInnen konnten sich oft die Tickets für die öffentlichen Verkehrsmittel nicht leisten. Es war wirklich trist. Zu meiner Ermunterung traf ich aber auf sehr engagierte und motivierte LehrerInnen.

Ich empfand aber auch Positives in Frankreich. Überall wo man hinkam, wurde politisiert, philosophiert, über Literatur gesprochen – das war inspirierend. Auf der anderen Seite aber die schwierigen Wohn-, Arbeits- und sozialen Bedingungen; jeden Tag Stunden im RER oder in der Metro sitzen, um ans Ziel zu gelangen, und das Wegschauen bei den Problemen anderer. Die meisten Franzosen sprachen gar nicht über ihre schwierige Lebenssituation und ihre Lebensbedingungen. Wenn ich anfing mich zu beklagen, wollte man mir nicht zuhören. Erst später verstand ich, dass man nicht ständig an die eigene Situation erinnert werden wollte.

Parteien sind für die Elite

Und dann lernte ich die Parti Socialiste ein bisschen von innen kennen. In beiden Sommern arbeitete ich als Sekretariatskraft  zur Vorbereitung der Sommeruniversität la Rochelle. Außer dass ich bei den Genossen durch meinen österreichischen Akzent auffiel, waren alle nett.

Es gab mehrere politische Flügel in der Partei und selbst die Partei-Angestellten waren den Strömungen zugeordnet, die immer durch eine Person an der Spitze definiert wurden. Wenn ich aber die Zentrale verließ, war Die Parti Socialiste im täglichen Leben nicht sichtbar – wie auch alle anderen politischen Parteien. Kein Partei- oder Sektionslokal war in ganz Paris zu sehen, nirgendwo.

Ich verstand auch, dass politische Parteien in Frankreich über keine breite Basis verfügten, sie sind keine Mitgliederbewegungen und kaum zugänglich.

Hätte ich nicht über die internationalen Verbände bereits Kontakt zu den jungen Sozialisten Frankreichs gehabt, ich hätte niemals den Weg in die PS geschafft. Letztlich bin ich auch nicht politisch aktiv geworden, weil es schlicht keine Möglichkeit dafür gab.

In Wien war ich in die Sozialistische Jugend und dann in die Sozialdemokratie gekommen. Ich war nicht mehr das Migrantenkind, ich war die Muna. Diese Möglichkeiten fehlten mir in Paris. Was mich nach Frankreich führte, das waren Simone de Beauvoir und Jean Paul Sarte, die linken Philosophen. Diese romantische Vorstellung von Paris als Ort des intellektuellen Austauschs. Ins berühmte Café de Flore habe ich es aber nie reingeschafft. Oftmals stand ich davor, aber ich habe mich nicht reingetraut. Der Kaffee kostete dort nämlich zehn Euro.

Ich kann aus meinen Erfahrungen nur selbst bestätigen:

Das politische Parteiensystem in Frankreich ist ein Parteiensystem für die Eliten der Gesellschaft und nicht für die breite Bevölkerung. Alle wichtigen Politiker in Frankreich sind AbsolventInnen von Elite-Hochschulen. Ich kann nachempfinden, warum sich die Menschen nicht von den etablierten Parteien angesprochen fühlen. Diese Parteien werden im täglichen Leben gar nicht wahrgenommen, man spürt ihre Existenz nicht, nur im Fernsehen treten Politiker auf – für mich als Wienerin eine seltsame Distanz.

Scham über die soziale Herkunft

Wenn heute niemand verstehen kann, warum so viele in Frankreich den Front National gewählt haben, muss ich sagen: Ich kann in Ansätzen nachvollziehen, was ausschlaggebend dafür sein könnte. In meiner Partei, der SPÖ, ist es normal ArbeiterInnen, HausbesorgerInnen und Angestellte als Mitglieder, als FunktionärInnen zu haben, wie auch gewerkschaftlich organisierte Personen. Umso überraschender war für mich die Erfahrung, dass die Parti Socialiste nie eine Arbeiterpartei gewesen ist, sondern immer schon eine Partei des Bildungsbürgertums. Man erklärte mir, die wirkliche Arbeiterpartei wäre die Kommunistische Partei gewesen, in der sich ArbeiterInnen organisierten. In Paris ist die Zentrale der Kommunistischen Partei auch noch immer imposant, die Plätze an diesem Ort sind nach Widerstandskämpfern benannt. Man merkt: Das war einmal eine bedeutende politische Partei in Frankreich, die heute in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht ist. Es gibt sie de facto nicht mehr.

Die Arbeiter von einst wählen heute den Front National. Überall wo Industrien standen und nach wie vor stehen, hat es einen Wähleraustausch direkt zum FN gegeben. Nicht nur, dass ich in den Kreisen und im Umfeld der Parti Socialiste nie einen Arbeiter erblickt habe, selbst wenn jemand ein Arbeiter gewesen wäre oder aus einer Arbeiterfamilie gekommen wäre, hätte er es wahrscheinlich nie gesagt.

Ich weiß, dass ich in meiner Partei immer sagen kann, mein Vater war Haustechniker und ich kann stolz darauf sein. Elektriker, Mechaniker, Haustechniker, Handwerker in Österreich zu sein, ist etwas, das man mit Stolz sagen kann. Aber dort, in Paris, hätte es wahrscheinlich Unbehagen ausgelöst – umgeben von vielen Intellektuellen und sehr gut ausgebildeten Personen.

Ich kann daher ein bisschen nachvollziehen, was Didier Eribon in seinem Buch meint, wenn er von der sozialen Scham spricht, die er empfunden hat, wenn er offenbaren musste, dass er aus einer Arbeiterfamilie im Norden Frankreichs stammte. Er beschreibt in seinem Buch „Die Rückkehr nach Reims“, dass die soziale Scham über seine soziale Herkunft größer und stärker war als die Scham über seine Homosexualität. Er konnte sich mit seiner sexuellen Orientierung identifizieren, von seiner sozialen Herkunft hat er sich aber bewusst abgegrenzt und losgelöst und konnte dazu keine Identität aufbauen. Eribon beschreibt in seinem Buch seine Familie, seine Eltern, seinen Großvater, seine Großmutter, die allesamt Arbeiter waren. Politisch wählten sie die Kommunistische Partei und definierten sich als links, denn links sein hatte eine große Bedeutung und einen starken Ausdruck für sie. Links sein bedeutete, dass Ungerechtigkeiten und Härten, die sie ertrugen, adressiert wurden. Es gab eine Art Bewusstsein einer Klasse, einem Kollektiv anzugehören, nämlich der Arbeiterklasse und dafür empfanden sie Stolz und Selbstachtung. Für sie war die Partei die Schutzmacht der Ausgebeuteten und Schutzlosen. In der Kindheit von Didier Eribon war die gesamte Familie kommunistisch. Er fragt sich in seinem Buch, wie es dazu kommen konnte, dass man in derselben Familie wenig später rechte oder rechtsextreme Parteien wählte und das als ganz natürlich empfand.

Was war geschehen, dass man nun den Front National wählte, den man doch zuvor noch als Klassenfeind empfand? Welchen Anteil hatte die offizielle Linke an dieser Entwicklung? Deren Aufgabe seit eh und je vor allem darin bestand, soziale Gegensätze und Unterdrückungsmechanismen in der Gesellschaft zu thematisieren. Eribon konstatiert, dass es für die Linke zunehmend keine Rolle mehr spielte, welche Mechanismen und Strukturen einer Gesellschaft Ungleichheit und Ungerechtigkeit produzieren. Das neokonservative Zeitalter war hereingebrochen, wo jeder für sich selbst verantwortlich sein soll, auch für sein Versagen, und soziale Bedingungen zunehmend ignoriert wurden. Die politische Sprache änderte sich, die aktiven Subjekte, die zuvor noch gegen Unterdrückung und Ausbeutung gekämpft hatten und stark waren, wurden zu passiven Opfern von Armut und Ausgrenzung gemacht.

Ausbeutung, Unterdrückung und sozialer Kampf spielten keine Rolle mehr. Es gab keine Gruppenidentifikation mehr, die von gemeinsamen Sorgen, Interessen und gemeinsamen politischen Ziele getragen wurde. Große Teile der Unterprivilegierten wandten sich zunehmend Parteien zu, die sich als einzige um sie zu kümmern schienen. Mit der Wahl des Front National würde man noch den letzten Rest der einstigen Klassenidentität verteidigen, welche die Machtpolitiker, die alle Absolventen der technokratischen Eliteschulen sind, verachteten.

Eribon sieht einen Beitrag der linken Parteien zur Herstellung dieser dominanten rechten Ideologie. Die neuen Gegensätze werden nicht mehr als soziale wahrgenommen, sondern als nationale und ethnische. Die da oben gelten als Befürworter von Immigration, deren Folgen die da unten jeden Tag spüren würden. Plötzlich wird jegliches Übel auf die Einwanderung projiziert. So hat sich diese soziale Klasse neu formiert und wählt heute Front National.

Meine Rückkehr nach Wien

Die Veränderung kann man nicht in scheinbar kurzfristigen Lösungen finden. Wir müssen die Widersprüche und Konflikte bearbeiten, in denen sich die Verlierer der Krise befinden. Als diese Verlierer der Krise können wir in Österreich mehr oder weniger 95 Prozent der Bevölkerung ansehen. Nicht jeder von ihnen ist von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen, aber Zukunftsängste und schwierigere Bedingungen betreffen fast alle von ihnen. Wir haben mit der Europäischen Union ein Versprechen von Frieden und Wohlstand gegeben, dass wir nicht einlösen konnten, das soziale Europa ist in weite Ferne gerückt. Es reicht nicht unkritisch pro-europäisch zu sein, wir brauchen eine wesentliche  Veränderung der sozialen Verhältnisse.

Das bedeutet, die wesentlichen Zukunftsfragen auch anzugehen. Wir brauchen neue Perspektiven der Beschäftigung auch für ältere ArbeitnehmerInnen. In Österreich arbeiten wir mit der Aktion 20.000 daran, für Arbeitslose über 50 wieder Perspektiven zu schaffen. Ebenso brauchen wir Lösungen, um die Kosten für Wohnen in einem leistbaren Ausmaß zu halten, und eine Erhöhung der Mindestlöhne, um Geld für ein würdevolles Leben zu verdienen. In Österreich stellen wir uns der Debatte um diese Fragen und bringen Lösungen ein.

Wir müssen die gesellschaftlichen Fragen und die strukturellen Mechanismen wieder in den Mittelpunkt unserer Bemühungen und Debatten stellen. Wir brauchen mehr soziale Durchlässigkeit, auch wenn diese in Österreich weitaus stärker gegeben ist als in Frankreich.

All jenen, die wir auf diesem Weg verloren haben, müssen wir ein Angebot machen und beweisen, dass wir mit ihnen gemeinsam ihre Lebensverhältnisse verbessern können. Das ist im Moment auch die größte Aufgabe von Emanuel Macron. Egal wer für oder gegen seine Wahl aufruft (und ich sehe hier den Nichtaufruf durch den Linkskandidaten Melanchon sehr kritisch): Letztendlich muss Macron ein Angebot an die WählerInnen formulieren.

Meine Rückkehr nach Wien war eine andere als die von Didier Eribon nach Reims. Ich bin in mein wirkliches Zuhause zurückgekehrt. Wien ist die Stadt, die mir als Kind von Migranten die Möglichkeit gegeben hat, ebenbürtig mit der Gesellschaft zu werden. Ich konnte eine höhere Schule besuchen und studieren. Ich konnte Anwältin werden. In der Sozialdemokratie habe ich aufgehört, ein Migrantenkind zu sein. Die österreichische Sozialdemokratie hat mir die Chance gegeben, gemeinsam mit KollegInnen aus allen gesellschaftlichen Gruppen Politik zu machen. Genau hier liegt die Stärke unserer Bewegung und auch das Rezept für die Zukunft. Auf diesem Weg kann die Gefahr von rechts gebannt werden. Ob in Österreich oder in Frankreich.

 

Der Beitrag von Muna Duzdar ist auf ihrem Blog erschienen, das hier ist eine leicht gekürzte Fassung.

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GIORGIO BIANCONI
GIORGIO BIANCONI
9. Mai 2017 11:19

es lebe der garten von eden!!!!!!!!!!willkommen

Tristan Loengard
Tristan Loengard
7. Mai 2017 12:51

Es ist schön, dass du wieder in Wien bist, werte Muna! Lesenswerte wie nützliche Einsichten. Vielen Dank fürs Teilen.

Erich1st
Erich1st
6. Mai 2017 18:15

Danke für diesen Einblick in die französische Gesellschaft.
Aber selbst wenn die Österreichische Sozialdemokratie um Längen besser ist als die französische – die österreichischen Wählerinnen und Wähler driften trotzdem zu einem besorgniserregenten Teil ins rechte Lager. Man beachte unsere letzten Präsidentenwahlen. Ist übrigens ein europaweites Problem.
Zum Schulsystem: Die Lehrergewerkschaft hat den Beweis der Inkompetenz schon allein dadurch geliefert dass sie jahrzehntelang Gelegenheit hatte einen Gegenvorschlag zu unterbreiten den die jeweilige Regierung eventuell als Verhandlungsgrundlage für eine Lösung aufgreifen hätte können. Dazu ist diese „Lehrer-Elite“ aber nicht in der Lage. Peinlich – nicht genügend – schämen!
Ich wünsche allen, die für eine lebenswerte Zukunft kämpfen viel Erfolg.

Bernhard König
Bernhard König
6. Mai 2017 11:04

Ein interessanter Beitrag der das Warum in Frankreich, und zunehmend auch in Eiropa, beleuchtet. Leider spielt auch die Bildung den Rechtspopulisten in die Hände. Darum ist Bildung fundamental für das Sozialgefüge einer Gesellschaft verantwortlich. Darum habe ich kein Verständnis, wenn eine Gruppe der Lehrerschaft seit Jahrzehnten erfolgreich zukunftsweisende Reformen zu verhindern weiß. Bis einzelne Reförmchen beschlossen werden, hinken diese schon wieder den Entwicklungen hinterher. Ich werde das Gefühl nicht los, am Gängelband dieser Gruppe gebunden zu sein. Und diese Machtlosigkeit der Masse ist wiederum Wasser auf den Mühlen der Rechtspopulisten. Wie verzweifelt müssen manchmal die handelnden Personen, allen voran die Unterrichtinisterin sein. Dann bin ich ab und an geneigt, den einfachen Lösungen und dem starken Führer zuzusprechen. Nur mein vernetztes Denken hindert mich daran, und auch das sozialdemokratische Erbe….

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